Sprache und Praxis in der ersten Jahreshälfte
Ausgewählte Besuche aus dem Rahmenprogramm
Nach den Semesterferien durften wir echte Pekinger Prominenz treffen. Der seit 1974 in Peking lebende und u.a. als Filmregisseur arbeitende Uwe Kräuter kam zu uns in die DAAD-Außenstelle, um seine außergewöhnliche Lebensgeschichte mit uns zu teilen, aber auch, um selbst zu erfahren, warum nach fast 50 Jahren immer noch zahlreiche junge Deutsche sich in das Abenteuer China stürzen. Obwohl die persönlichen Hintergründe damals wie heute nicht unterschiedlicher sein könnten, ist die Faszination, die das facettenreiche China ausübt, ungebrochen.

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Einen besonderen Fabrikbesuch ermöglichte uns Alumna Binke Lenhardt von Crossboundaries. Durch sie gewannen wir nicht nur Einblicke in die Produktion des Unterwäscheunternehmens Aimer, sondern erfuhren auch mehr über den Architektenberuf in China. Anhand des Firmengebäudes, welches ihr erstes großes Projekt in China darstellt, zeigte sie uns die interkulturellen und professionellen Herausforderungen mit denen eine Architektin in China konfrontiert wird – nicht nur für Architekten hochinteressant.

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Die S&P-Stammtische mit den Alumni bieten den Geförderten eine willkommene Abwechslung zum trockenen Rahmen, deshalb wollten wir den Spieß umdrehen, um auch den Alumni ein bisschen Abwechslung zu bieten. Versuchsweise veranstalteten wir eine Hybridveranstaltung. an welcher alle Alumni in Präsenz oder online teilnehmen konnten. Für diese Veranstaltung konnten wir Dr. Dominic Hosner gewinnen. Er gab uns nicht nur eine Einführung in die Arbeit des Deutschen Archäologischen Instituts in China, sondern erzählte auch mehr über seinen eigenen interessanten Werdegang. An zahlreichen Ausgrabungen auf der ganzen Welt beteiligt, tauchte er nach einer Forschungstaucherausbildung als einziger deutsche Archäologe in China, und ist nun unter anderem an einem Dendrochonologie-Projekt in der Verbotenen Stadt involviert.
Der Besuch beim Deutsch-Chinesischen Agrarzentrum (DCZ) ist dem Stipendiaten Nils Kleimeier zu verdanken. Gleich nördlich vom Gelände der Landwirtschaftsexpo situiert, und damit einen direkten Draht zum Landwirtschaftsministerium innehabend, versteht sich das DCZ als zentrale Kontakt- und Informationsstelle zur Koordination der deutsch-chinesischen Zusammenarbeit im Agrar- und Ernährungssektor. Die geballte Expertise von Dr. Jürgen Ritter, Dr. Michaela Böhme und Dr. Aihemaitijiang Rouzi beeindruckte uns stark und führte uns die Wichtigkeit der kontinuierlichen Kooperation zwischen Deutschland und China im Rahmen globaler Thematiken vor Augen.

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Unsere Einblicke in die deutsche Medienlandschaft in China setzten wir dieses Jahr mit einem Besuch beim ARD-Studio Peking fort – letztes Jahr waren wir beim ZDF, wer mag es wohl nächstes Jahr sein? Die Korrespondenten des Rund- und Hörfunks sowie die Bild- und Tontechniker empfingen uns herzlich und waren offen für die vielen Fragen, die wir mitbrachten. Auch hier erfuhren wir wieder: das schwierige Arbeitsumfeld für Journalisten vor Ort macht aus der Berichterstattung in und über China einen Drahtseilakt. Vor dem Greenscreen bot sich dann noch die Gelegenheit zu einem Selfie mit den Präsidenten zwei sehr wichtiger Länder – leider nur in Form von Pappaufstellern wie sich herausstellte.

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Studienfahrt nach Qingdao
Für die Studienfahrt in eine der sogenannten 2nd-tier Städte ging es dieses Jahr nach Qingdao, natürlich nicht nur des berühmten Tsingtaoer Bier wegen, sondern auch um mehr über diese Stadt am Meer und ihr koloniales Erbe zu lernen. Nebenbei haben wir auch das eine oder andere Unternehmen besucht. Einblicke in die Arbeits- und Unternehmenspraxis erhielten wir durch Kerstin Kaehler (Leiterin des German Enterprise Centre Qingdao) und Peter Tichauer, bis 2018 Chefredakteur des Wirtschaftsmagazins ChinaContact und nun Kommunikationsbeauftragter für den Deutsch-Chinesischen Ökopark, in welchem der GEC Qingdao eine integrale Rolle spielt. Auch interessant waren ihre Sichtweisen auf das Leben in China als alteingesessene China-Veteranen.

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Danach durften wir einen Hidden-Champion besuchen: Sophienhammer. Spezialisiert auf Türdichtungen hat das Unternehmen eine Niederlassung im Ökopark eröffnet. Warum dort? Anfänglich war noch geplant sich in Peking anzusiedeln, aber aufgrund der strikten Umweltvorschriften der Stadt durften sich damals keine Unternehmen, die Aluminium herstellen, dort ansiedeln. Deshalb zog das Unternehmen, welches lediglich Aluminium verbaute, nichtsdestotrotz vom Pauschalverbot betroffen war, nach Qingdao und trägt mit seinen speziellen Türdichtungen zu klimafreundlicheren Gebäuden bei. Auch die Einblicke in die Werbung, die die Firma in den chinesischen Social-Media-Kanälen schaltet, waren interessant, da diese gar nicht der etwas trockenen Werbung, die man aus Deutschland kennt, ähnelt.

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An der letzten Station des Tages wurden wir mit bayrischer Herzlichkeit vom Team der Repräsentanz empfangen. Die Wichtigkeit Chinas für den Freistaat wird durch die Anzahl der Repräsentanzen untermauert – neben Qingdao gibt es noch eine Repräsentanz in Shenzhen und Chengdu, und damit mehr als in den USA. Auch die Kooperation kann auf eine lange Geschichte zurückblicken, denn die CSU schickte eine der ersten politischen Delegationen aus dem Westen in das damals noch von Mao regierte China. Heutzutage berät und unterstützt die Repräsentanz bayerische Unternehmen, die den Schritt nach China wagen möchten und stellt eine vermittelnde Instanz zwischen Bayern und China dar.

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Die Stadtführung am Tag darauf wurde aufgrund einer Orkanwarnung in ein Café verlegt. Später sollte sich herausstellen, dass alles halb so schlimm gewesen wäre, aber nicht bevor viele von uns eilig unsere gestrichenen Zugverbindungen umgebucht hatten. Gestrichene Schnellzugverbindungen in China – ein Novum auch für den Programmkoordinator. Den Umständen zum Trotz erzählte uns Herr Zhu Yijie, Germanist an der Qingdao Universität und eminenter Stadthistoriker, anhand seiner riesigen zeitgenössischen Postkartensammlung die deutsche Kolonialgeschichte Qingdaos. Seine detaillierten Ausführungen und nicht zuletzt seine mit viel Herzblut zusammengestellte Sammlung führten uns diesen heute in China nicht mehr viel bedachten Zeitabschnitt vor Augen.

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Das Café, in welchem wir vor dem vermeintlichen Orkan Schutz suchten, war nicht wahllos ausgewählt, sondern gehörte Bekannten des Programmkoordinators. So konnten wir später den Chef mit allerlei Fragen über das Kaffee-Business in China löchern.

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Den Abschluss der Studienfahrt markierte ein Besuch im Tsingtaoer-Biermuseum, welches an einem Samstag aber leider hoffnungslos überfüllt war. Nichtsdestotrotz kamen wir in Genuss des Bierproduktionsprozesses und konnten die zahlreichen Tsingtao-Werbekampagnen über die mehr als 100 Jahre alte Geschichte dieser Marke begutachten.

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Der DAAD dankt allen Unternehmen, Institutionen und Personen für die wertvollen Einblicke, die sie den Stipendiaten des Sprache und Praxis Programms geboten haben.