Lektorentreffen 2024 Shanghai——Kontinuität oder Wandel? Wissenschafts- und Kulturaustausch zwischen Deutschland und China
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Vom 28. November bis 1. Dezember 2024 trafen sich 42 DAAD-LektorInnen und LektorInnen für Germanistik und Deutsch als Fremdsprache im DAAD Ortslektorenprogramm in Shanghai, um nach Antworten auf diese und andere Fragen zu suchen. Sie kamen auf Einladung von DAAD-Lektor Daniel Simon und Xu Wenjie, Information Officer vom DAAD-Informationszentrum Shanghai, um in Vorträgen und Diskussionen zu einer Vielzahl von Themen von aktuellen Tendenzen in Deutsch als Fremdsprache über Kultur- und Wissenschaftsaustauch bis zu Wissenschaft und Didaktik die Entwicklungen zwischen Deutschland und China zu erörtern.
Am Donnerstagabend begann das Treffen in entspannter Atmosphäre beim gegenseitigen Kennenlernen und Vernetzen bei einem Abendempfang, der von Uwe Koch, dem Leiter des Kulturreferats des Generalkonsulats, und Dr. Evelin Hust, der Leiterin der Abteilung Kultur und Bildung des Generalkonsulats mit den Aufgaben des Goethe Instituts, veranstaltet wurde.
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Bei der Eröffnung des Programms am nächsten Morgen betonten Ole Engelhardt, Leiter der DAAD-Außenstelle Peking, und die stellvertretende Leiterin Dr. Liu Xiaoxiao die Bedeutung der Arbeit der LektorInnen, die das Kernstück der Deutschförderung des DAAD in China sind. Über die Zukunft der DAAD-Lektorate in China und die Frage, wie man geeignete BewerberInnen dafür findet, diskutierte die Leiterin des Referats Stipendienprogramme Asien und Pazifik des DAAD, Anna Katharina Rusche, mit den TeilnehmerInnen. Prof. Li Yuan, Direktorin des Instituts für German Studies an der Zhejiang Universität, zeigte historische und aktuelle Entwicklungen des Fachs Germanistik und von Deutsch als Fremdsprache in China auf, so etwa die Einrichtung von immer mehr integrierten Studiengängen in Kombination mit anderen Bereichen und Fächern sowie einer Hinwendung zum Humboldtschen Allgemeinbildungsideal, aber auch einer Digitalisierung der Lehre.
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Am Nachmittag diskutierten drei Vertreter aus Wirtschaft, Journalismus und Wissenschaft, darunter Lars Anke, der Chefrepräsentant der Hamburger Hafen und Logistik AG in Shanghai, Martin Benninghoff, China-Korrespondent für das Handelsblatt, und Prof. Thomas Zimmer, Sinologe an der East China Normal University, über Entwicklungen im Kultur-, Wirtschafts- und Wissenschaftsaustausch zwischen Deutschland und China. Dabei wurden unter Moderation von DAAD-Lektorin Melanie Späthe Fragen nach dem Anspruch auf den Export der eigenen Kultur, das Chinabild in westlichen Medien und die wirtschaftliche Dynamik zwischen den zwei Ländern angeregt von den Podiumsteilnehmern und dem Publikum diskutiert.
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Die Frage, wie die derzeitigen geopolitischen Veränderungen die Chinakompetenz in Deutschland und die Deutschlandkompetenz in China beeinflussen, griff am nächsten Morgen Prof. Hu Chunchun, Direktor des Master-Studiengangs European Studies an der Shanghai International Studies University, wieder auf. Worin sich trotz aller Unterschiede alle einig waren: Ein intensiverer Austausch ist nur auf Augenhöhe möglich, wobei Selbst- und Fremdwahrnehmung und das Aushandeln der jeweiligen Interessen kontinuierlich angepasst werden müssen. Daran anschließend stellte Dominik Sprenger die Arbeit in verschiedenen Bildungsbereichen vor, die vom DAAD nicht abgedeckt werden: Er ist Chefrepräsentant der Hanns Seidel Stiftung in Hangzhou. Die Stiftung unterhält in China Projekte zur Bildung für nachhaltige Entwicklung, Förderung des ländlichen Raums und zur Förderung der beruflichen Bildung.
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Der späte Freitagnachmittag und der Samstagnachmittag waren ganz den Lektoren gewidmet. In drei Workshops besprachen die Lektorinnen und Lektoren Fragen und Herausforderungen, die sich in den drei Phasen, am Anfang, während und am Ende des Lektorats ergeben, jeweils moderiert von Pan Liuzi, Deutschland-Alumna bei SAP China, Daniel Simon, DAAD-Lektor an der Fudan University, Dr. Benjamin van Well, DAAD-Lektor an der Capital Normal University und hybrid Eylem Inanici, ehemalige DAAD-Lektorin in Ulanbaataar.
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Am Samstagnachmittag hielten LektorInnen Vorträge zu den unterschiedlichsten fachlichen Themen: Dr. Daniel Jach, DAAD-Lektor an der Southwest Jiaotong University in Chengdu, sprach über Partikelverben im Deutschen, Vermeidungsverhalten von Deutsch-als-Fremdsprache-LernerInnen und korpusgestützte didaktische Interventionen, während Karsten Berning, Lektor an der Hong Kong Baptist University, über den Rückgang der intrinsischen Motivation von Studierenden nach COVID sprach und Strategien zur Förderung von Engagement und Aktivitäten vorstellte.
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Im Anschluss veranschaulichte Prof. Patrick Kühnel, DAAD-Lektor an der Peking University, Schwierigkeiten bei Stilistik und Wortarteninterferenz im chinesisch-deutschen Sprachkontakt bei Übersetzungen und präsentierte mögliche Interventionen, um das häufig bei Literaturübersetzungen vorkommende Phänomen zu vermeiden, dass die deutsche Übersetzung chinesischer Texte statisch wirkt, wo der Inhalt eigentlich Dynamik fordert. Währenddessen stellten Bernd Esch, Annette Frömel und Alexander Kling von der Chinese University of Hong Kong ihre zwei KI-basierten Didaktikprojekte „German Culture and Language Learning in the Metaverse“ und „A German Chatbot for Enhanced Oral Language Practice“ vor, von denen das erste eine immersive Online-Erfahrung für Studierende schafft und ihnen das zweite via KI-Chatbot die Gelegenheit zum Üben authentischer Gespräche gibt.
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Den Abschluss bildete am Sonntag ein Besuch im Jüdischen Flüchtlingsmuseum Shanghai, wo Prof Liu Wei, Vize-Dekan der Fremdsprachenabteilung der Fudan Universität, Einblicke in das jüdische Exil im extraterritorialen Shanghai gab, wo 20.000 bis 30.000 jüdische Flüchtlinge während der Nazi-Herrschaft in den 1930ern und 40ern in einer internationalen Stadt in der kulturellen Fremde ihren Lebensunterhalt bestreiten mussten.
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Austausch findet auf verschiedenen Ebenen unter verschiedenen Akteuren vor dem Hintergrund eines gesellschaftlichen Klimas statt, das nicht unveränderlich ist, sondern von allen Beteiligten genau durch den Austausch positiv beeinflusst werden kann.